Welcher Bauherr will das nicht: Planungssicherheit statt unvorhersehbarer Kosten! Entscheidenden Einfluss auf den Energieverbrauch eines Hauses hat die Wärmedämmung der Gebäudehülle. Fällt die Wahl beim Neubau auf ein vermeintlich kostengünstiges Putz-Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) oder doch auf eine massive Bauweise?

Die Investition in eine energieeffiziente Gebäudehülle erhöht den Wert der Immobilie nachhaltig. Bauherren, die direkt die richtigen Materialien wählen, müssen in Zukunft keinen hohen Wertverlust befürchten. Die massive Bauweise wird gern auch als die „gebaute Lebensversicherung“ bezeichnet. Und das zu Recht: Welcher andere Baustoff überdauert Jahrhunderte und bleibt dabei bis ins hohe Alter schön?

Aus seiner alltäglichen Beratungspraxis heraus, hat der Architekt Christoph H. Rasche-Schürmann einen Systemvergleich erstellt, den er bei seinen Bauherren als Entscheidungshilfe einsetzt.

Kostenschutz
Bei den Kosten wird schnell klar: Der Unterhalt fällt beim Putz-WDVS im Vergleich hoch aus. Neuanstriche sind manchmal schon nach 5 bis 10 Jahren fällig, der Austausch des kompletten Wandsystems nach 30 Jahren lassen die Kosten im Laufe der Zeit in die Höhe schnellen. Die Entsorgung des Systems ist zudem meist kostspielig. Beim Verblendmauerwerk muss der Bauherr frühestens - wenn überhaupt - nach 45 Jahren mit der Ausbesserung der Fugen rechnen. Es erweist sich zudem aufgrund der Langlebigkeit der Konstruktion und der Materialien von mehr als 90 Jahren als weitaus wertstabiler und damit deutlich preiswerter.

Schallschutz
In puncto Schallschutz liegt die Klinkerfassade ebenfalls vorn: An einer befahrenen Straße liegt die Lärmbelastung aber durchschnittlich zwischen 60 und 80 Dezibel. Die Schalldämmung einer zweischaligen Wand mit Verblendmauerwerk und einer 14 cm dicken Dämmschicht liegt bei 55 bis 65 Dezibel. Im Vergleich dazu: Eine Wand mit Putz-WDVS schafft im Durchschnitt maximal 47 bis 50 Dezibel. Bei einer zweischaligen Wand liefert der Aufbau mit mehreren Schichten den besseren Schallschutz.

Brandschutz
Beim Thema Brandschutz überzeugt die Einstufung in die Baustoffklassen: Ziegel, Klinker und Backsteine werden als nicht brennbar eingestuft. Einer der gebräuchlichsten Dämmstoffe beim WDVS ist expandierter Polystorol-Hartschaum (EPS), besser bekannt als Styropor. EPS gilt als schwer bis normal entflammbar, so dass bereits Mülltonnenbrände schnell erhebliche Folgen haben können.

Druckfestigkeit
Das Anlehnen von Fahrrädern oder Leitern an eine Wand mit Putz-WDVS kann bereits zu Schäden am Oberputz führen. Im Falle von mutwilliger Zerstörung ist die Widerstandsfähigkeit und Druckfestigkeit von einer massiven Fassade um ein Vielfaches höher als beim WDVS. Bauherren großer Wohnquartiere und öffentlicher Bauten machen die Erfahrung, dass hochwertige Architektur eine gute Prophylaxe gegen Vandalismus sein kann. Die wertige Ausstrahlung der Architektur und der verwendeten Materialien spielen eine große Rolle. Eine Backsteinwand ist wertbeständig und hat zudem lange nicht die Anziehungskraft auf Graffiti-Sprayer wie eine hell gestrichene Wand. Die Graffiti-Farbe dringt bei verputzten Wänden tief ein. Bei der Reinigung wird häufig auch der Putz beschädigt, was zusätzliches Streichen nach sich zieht.

Witterungsschutz
Im Gegensatz zum WDVS kann die Vormauerschale aus witterungsbeständigem Backsteinmauerwerk die Wärmedämmung und Hintermauerschale dauerhaft vor Feuchtigkeit schützen. Damit bleibt das tragende Mauerwerk das ganze Jahr über trocken – die wichtigste Voraussetzung für ein gesundes Raumklima.

Wertbeständigkeit
Die Investition in eine energieeffiziente Gebäudehülle erhöht so den Wert der Immobilie nachhaltig. Der Verkaufswert eines Einfamilienhauses mit Klinkerfassade liegt in der Regel über dem anderer Bauweisen. Daher lohnt sich oft auch eine Sanierung bestehender Objekte – zum Beispiel mit einer nachträglich vorgemauerten Klinkerfassade, die entweder die bisherige Putzfassade ergänzt oder eine nicht erhaltenswerte, schlecht gedämmte Backsteinfassade ersetzen kann.


August 2010