Klinker
Klinkerriemchen
FARO
schwarz-nuanciert, glatt

Frankfurt: Schulmensa im Zeichen der Raute

Foto © Röben

In Frankfurt/M. hat das Büro dirschl.federle_architekten den Neubau einer im Passivhaus-Standard geplanten Schulmensa realisiert.

 

Um den rund 450 Schülerinnen und Schülern der Louise-von-Rothschild-Schule im Frankfurter Stadtteil Bornheim regelmäßig ein warmes Mittagessen anbieten, und damit als Ganztagsschule betrieben werden zu können, ist die Schule durch den Neubau einer im Passivhaus-Standard geplanten Mensa erweitert worden. Der vom Frankfurter Büro dirschl.federle_architekten mit einer schwarzen Klinkerfassade geplante, und durch eine große Glasfront zum Pausenhof und zum historistischen Bestandsbau geöffnete Kubus integriert eine moderne Großküche sowie einen großen, durch Oberlichter zusätzlich belichteten Speisesaal mit 60 Sitzplätzen. Die Schule entstand 2008 aus der Zusammenführung der traditionsreichen Weidenbornschule und der inzwischen geschlossenen Bornheimer Realschule.

 

Minimalistische Gestaltung

Die Architekten Kristin Dirschl und Matthias Federle haben seit ihrer Bürogründung 2007 bereits mehrere Schulmensen in Frankfurt/Main realisiert. Um die eingeschossige Mensa für die Louise-von-Rothschild-Schule möglichst gut in den vorhandenen Kontext einzubetten und dabei die nach Süden leicht abschüssige Hanglage optimal zu nutzen, haben die Planer den Baukörper direkt an der Grundstückskante und parallel zur nördlich erhöht verlaufenden Weidenbornstraße platziert. Von dort aus betrachtet erscheint er jetzt als halbgeschossige Schulhofbegrenzung, während er schulseitig nach Süden die volle Gebäudehöhe zeigt und sich so gegenüber dem dreigeschossigen Bestandsbau behaupten kann. Die dreifach verglaste und bei gutem Wetter teilweise öffenbare Pfosten-Riegelfassade und die in das Volumen eingebettete, durch eine schräg nach außen zulaufende Decke überdachte Terrasse schaffen dabei einen fließenden Übergang zwischen dem Speisesaal und dem angrenzenden Schulhof.

 

Links von der Glasfront führt eine Treppe entlang der Westfassade des Gebäudes hinauf zur Weidenbornstraße. Die Fassade nach Süden wird durch eine schwarze Klinkerfläche mit fünf schmalen vertikalen Fenstern und dem ebenfalls zurückliegend gestalteten Hauptzugang verlängert. Im Innenraum schließen sich von hier aus ein Raum zum Händewaschen sowie die Besteck- und die Essensausgabe an. Die Küche und die Anlieferung wurden dagegen im nördlichen Teil des Baukörpers angeordnet.

 

Ornamentale Relief-Gestaltung

Um den in Massivbauweise aus Stahlbeton errichteten Neubau klar vom Bestandsbau aus dem 19. Jahrhundert mit seinen historistischen Sandsteinfassaden abzusetzen, und um in Verbindung mit einer effektiven Dämmung gleichzeitig die hohen Anforderungen des Passivhaus-Standards umsetzen zu können, sah das Konzept für die Fassaden von Beginn an die Verwendung von dunklen Keramik-Klinkern vor. „Zur Umsetzung unserer Vorstellungen haben wir uns für einen schwarzen Design-Klinker von Röben entschieden“, berichtet Architektin Kristin Dirschl rückblickend. Der gewählte schwarz-nuancierte glatte Klinker ist mit seinem leicht ins Anthrazitfarbene übergehenden Farbton der mit Abstand dunkelste Keramik-Klinker. „Dadurch haben die Fassaden einen fast schon abstrakten Charakter erhalten, der auf den ersten Blick den Kontrast zwischen Alt und Neu deutlich werden lässt.“ Ein gelungenes Detail ist zudem der elegante Schwarz-Weiß-Materialkontrast dunklen NF-Keramik-Klinker mit den weiß lackierten Metall-Laibungen der Speisesaal-Terrasse.

 

Ein weiterer Blickfang ist die ornamentale Relief-Gestaltung mit einem speziell entwickelten Verband, bei dem einzelne Kopfseiten um 20 Millimeter in einem rautenförmigen Muster aus dem übrigen Mauerwerk hervortreten: „Die Gestaltung soll dem Mauerwerk einerseits Struktur geben, andererseits wollten wir damit in abstrahierter Form auf das Wappen der Familie Rothschild verweisen, die hier in Frankfurt ihr Stammhaus hatte“, erklärt Kristin Dirschl das ungewöhnliche Konzept. Die zu der bedeutenden Bankiersfamilie gehörende Namensgeberin der Schule hatte seit 1870 mehrere soziale Einrichtungen in der Stadt gegründet. Zusätzlich wurde das Motiv der Raute als wiederkehrendes Element an der Decke des Speisesaals und für den noch zu errichtenden Umrandungszaun aufgegriffen. Ein gelungenes Konzept, das Materialität, Form und Geschichte überzeugend miteinander verknüpft und dabei eine identitätsstiftende Geste für die gesamte Schule schafft.

 

Planung: dirschl.federle_architekten, Frankfurt/M.

Fotos: Gehard P. Müller

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