Klinkerriemchen
BERN
sandweiß

Bern (CH): Institutsgebäude der Pädagogischen Hochschule

Foto © Röben

Der Kanton Bern realisiert auf dem ehemaligen Produktionsstandort der von Roll AG in Bern ein neues Hochschulzentrum. Zuletzt wurde ein kompaktes viergeschossiges Institutsgebäude fertiggestellt - mit von Röben erdbebensicher geplanter Klinkerfassade. Mit der Planung des 120 Millionen Euro teuren, im Schweizer Minergie-P-Eco-Standard realisierten Projekts war das Büro Giuliani Hönger Architekten aus Zürich beauftragt worden. Das Video

 

Brick-Design für den Objektklinker

Traditionell wird in Bern vor allem mit Sandstein gebaut. Um aber an die industrielle Vergangenheit des Areals und an die Architektur der alten Fabrikhallen anzuknüpfen, war die Verwendung von hellen, sandfarbenen Klinkern für das neue Institutsgebäude schon in der Ausschreibung festgelegt. So bot der in Zusammenarbeit von Totalunternehmer und Röben im Prozess des Brick-Design entwickelte Klinker nicht nur die  Möglichkeit zur individuellen Gestaltung, sondern auch ein hohes Maß an Planungs- und Kostensicherheit. Denn der Planungsservice von Röben erstellte in einem Gesamtpaket das komplette Fassadenkonzept inklusive Fertigteilstürzen und Deckenplatten, ohne weiteren Risikozuschlag.

 

„Um eine Auswahl an möglichen Steinen zu erhalten, die sich optimal in den bestehenden Kontext einfügen, hatten wir Röben vorab bereits unterschiedlichste Fotos vom Standort geschickt, auf deren Grundlage Röben erste Vorschläge erarbeitete“, berichtet Architekt Daniel Spreng. „Anschließend haben wir dann zahlreiche Bemusterungen und Probemauerungen mit 3x3 Meter großen Wänden durchgeführt, um neben der Farbe und dem Format der Steine auch die Farbe der Fugen festlegen zu können. Gemeinsam mit dem Bauherren und in Absprache mit der Denkmalpflege und dem Totalunternehmen haben wir uns dann für einen gelblichen Keramik-Klinker entschieden.“

 

Klinker gibt dem Gebäude Gesicht

Bei der Fertigung der Steine im Röben-Werk wurden die Tonsorten entsprechend den Vorstellungen der Architekten so gewählt, dass die Fassade durch feine Farbnuancierungen Tiefe und eine lebendige Textur erhält und kein gesichtsloses Haus entsteht: „Das war uns wichtig, denn die Größe des Gebäudes wirkt allein durch diesen besonderen Stein“, erklärt Daniel Spreng.

 

Verstärkt wird dieser Fassadeneindruck durch eine besondere Oberflächenveredelung, die aus einer Dekorbesandung mit unterschiedlichen Rottöne besteht: „Diese wie zufällig eingestreut wirkenden Rottöne kontrastieren harmonisch mit den cremeweißen Tönen des Klinkers, so dass der Stein und damit auch die Fassade eine sehr natürliche Ausstrahlung erhalten haben.“

 

Freundlich und erdbebensicher

Für die Umsetzung des Mauerwerks wurden insgesamt 140.000 Steine im Normalformat auf die Baustelle geliefert. Die handwerklich perfekte Ausführung im Wilden Verband mit hellem Fugenmörtel erzielt dabei den freundlichen Eindruck der Fassaden. Eine Besonderheit sind die Decken im Bereich des zurückspringenden Erdgeschosses: Um hier den gewünschten „schwebenden Charakter der Architektur“ bautechnisch sicher umzusetzen, wurden vom Röben-Planungsservice insgesamt 1.000 Quadratmeter Fertigteildeckenplatten geplant. Hohe Anforderungen stellte dabei gleichzeitig die Auflage zur erdbebensicheren Ausführung der Konstruktion. Die jeweils sieben Quadratmeter großen Elemente wurden deshalb mit besonders steifen Ankern verschraubt, um zu verhindern, dass die Platten in Schwingungen geraten können.

 

Wandel zum Wohn- und Hochschulquartier

Schon durch seine imposante Größe von hundert mal achtzig Metern schafft es einen wichtigen städtebaulichen  Akzent im Quartier. Jahrzehnte lang wurde der nordwestlich vom Berner Hauptbahnhof gelegene Stadtteil Länggasse durch die Produktionsstätten der Von-Roll-Betriebe bestimmt, die hier in hell verklinkerten Fabrikhallen im Mehrschichtbetrieb Eisenbahngleise fertigten. Nach der Verlagerung der Produktion 1997 hat sich das ehemalige Arbeiterquartier inzwischen zum durchmischten Wohn- und Hochschulquartier gewandelt.

 

Der mit großen Fenstern streng orthogonal gegliederte und mit Lochfassaden aus hellem Klinker ausgeführte Neubau integriert neben den Einrichtungen der Pädagogischen Hochschule auch die Sozialwissenschaften und Teile der Geisteswissenschaften der Universität Bern sowie den Zentralspeicher der Universitätsbibliothek Bern.

 

Schweizer Minergie-P-Eco-Standard

In den drei Obergeschossen sowie im leicht zurückspringenden, und abweichend nicht verklinkerten Erdgeschoss stehen Seminarräume und Büros zur Verfügung. Im zweiten Untergeschoss haben die 4.000 Studierenden und 500 Mitarbeitende Zugang zur lichtdurchfluteten Freihandbibliothek sowie zur Mensa. Darunter ist auf einer weiteren unterirdischen Ebene der Zentralspeicher der Universitätsbibliothek untergebracht.

 

Mit der Planung des 120 Millionen Euro teuren, im Schweizer Minergie-P-Eco-Standard realisierten Projekts war das Büro Giuliani Hönger Architekten aus Zürich beauftragt worden, das auch die Umnutzung der direkt angrenzenden ehemaligen Weichenbauhalle zum Hörsaalgebäude realisiert hat. Die „Fokussierung auf das funktional Notwendige“ führte jedoch zur Übergabe des Projekts an ein Totalunternehmen, das die Einhaltung des Kostenrahmens gewährleisten sollte. Die hohe architektonische Qualität wurde dabei vom Berner Büro Spreng & Partner Architekten nach gewonnener Ausschreibung sichergestellt.

 

Archtikten: Spreng & Partner, Bern (CH)

Fotos: Patrick Weber, Konstanz

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