Luxemburg: Schulcampus in Capellen

Foto © Röben

Für Jim Clemes, Gründer des Atelier d'Architecture im luxemburgischen Esch, gab es bei der Wahl des Klinkers als vorrangiges Baumaterial für einen Schulcampus gleich mehrere gute Gründe. Zum einen den geschichtlichen: Das Baugebiet im Kanton Capellen liegt auf einer alten Römerstraße. Das Video

Ganz in der Nähe wurden historische Öfen gefunden, mit denen Tonwaren und Ziegel hergestellt wurden. Der Brückenschlag von Vergangenheit in die Zukunft gelingt Clemes durch einen weiteren Grund, den er aufführt: 

  "Zum anderen ist Ziegel für mich einfach die beste Wahl für ein Gebäude das gut altern können muss. Bei dem, was eine Schule im Laufe der Zeit über sich ergehen lassen muss, sind Putze meines Erachtens ungeeignet."   Aber Jim Clemes spricht auch etwas an, was in der heutigen Zeit immer stärker in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung rückt:   "Ich bin kein Freund von Wärmedämmverbundsystemen, weil sie auch bei der Demontage eines Objektes unwahrscheinliche Probleme verursachen. Man weiß ja heute noch nicht, wie sich die Dämmkerne über einen längeren Zeitraum verhalten werden. Der Ziegel ist etwas, mit dem ich groß geworden bin – ein Material, dass ich im Laufe der Zeit genau beobachten konnte: wie es altert, wie es sich anfühlt, seine haptischen Qualitäten. Der Backstein ermöglicht, etwas zu bauen, das späteren Generationen, sollten sie einmal das Gebäude abtragen müssen, nicht mehr Probleme als unbedingt nötig beschert."   Diese wohl durchdachte Auseinandersetzung mit der Materialbestimmung führt Jim Clemes auch in der Formensprache und der Farbwahl fort. Der konzeptionelle Ansatz in der gestalterischen Entwicklung des Schulcampus ist für Jim Clemes das Thema Urbanität. Damit besetzt er ein Thema, das in der Stadtentwicklung hochaktuell ist. Dörfer werden zu Kleinstädten, dann zu Satellitenstädten um dann schlussendlich mit dem Stadtkern zu verschmelzen. Diesem Prozess der stetigen Wandlung, setzt Clemes ein Grau als Fassadenton entgegen. Die Wahrnehmung aus der Ferne wird sehr viel differenzierter, betrachtet man die Fassade aus der Nähe. Nun entpuppt sie sich als eine Summe verschiedenster Grautöne dessen Oberfläche wie aus einem Fels geschlagen wirkt. Mit einer rauen Textur und einer granitähnlichen Körnung.   Mit der Produktion des Keramik-Klinkers wurde Röben beauftragt, denn Röbens Service BRICK-DESIGN macht es möglich, ganz individuelle Ideen des Architekten mit in den Produktionsprozess einzubinden.    Für den Schulcampus in Capellen werden eine Vielzahl von natürlichen Grautönen verschiedenster Nuancierungen hergestellt. Das gelingt durch sorgfältig selektierte Tone mit sehr niedrigem Eisengehalt, die weiß brennend und hochplastisch sind. Durch Beimischungen – Schamotte und hochfeine, färbende Mineralen – und einer Brennführung als oxidierenden Brand bei Temperaturen oberhalb von 1.230°C wird Einfluss auf die Sättigung und Helligkeit des Grautons genommen.   Dieser Klinker wird die Fassade monochrom und lebendig zugleich erscheinen lassen, ganz nach den Vorstellungen von Jim Clemes:   "Wir haben deshalb eine Farbe gewählt, die für uns mit Stadt zu tun hat, weil wir ein Gebäude konzipieren wollten, das Motor dieser städtischen Entwicklung ist."       Quelle (Zitate): Röben Bauwelt Special, Nr. 2, Januar 2013

 

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