Neermoor: Ein Haus wie ein Schiff

Foto © Röben

Bürogebäude in Neermoor, Ostfriesland: Architekt Christian Kirchhoff hat sich ganz bewusst für einen dunklen Stein entschieden. Mit ihnen verbindet er Kraft, Stärke und Stabilität - wie bei einem Schiff.

 

Schon von weitem fällt das markante Gebäude im Gewerbegebiet des kleinen Ortes Neermoor in Ostfriesland auf, das wie ein Schiffsbug in die Landschaft ragt. Hier hat sich Siegfried Bojen seine ganz persönliche Arbeitswelt geschaffen. Hey snackt nich veel, nur mühsam ist ihm mehr als ein "Moin" zu entlocken. Dafür steht er mit beiden Beinen fest im Leben. Schon mit 23 Jahren hatte er sein Kapitänspatent, vier Jahre später sein erstes eigenes kleines Frachtschiff. Heute sind es über 20 Schiffe, die unter der Flagge der Reederei Siegfried Bojen die Flüsse und Meere in Europa und der weiten Welt befahren. Zwei eigene Schiffstypen hat er entwickelt, mit denen die Flotte weiter kräftig wachsen soll. 

Ganz im Element Wasser
Die Zeichen stehen auf Expansion - nicht nur auf dem Wasser, sondern auch an Land. Über vier Jahrzehnte hatte Siegfried Bojen Wohnung und Büro unter einem Dach vereint, dann entschloss er sich zu einem Neubau.

Das Haus "schwimmt" in einem kleinen Park. Große Natursteine symbolisieren das Ufer, ihnen folgen breite Holzstege, die ins Haus führen. Dazwischen immer wieder plätscherndes Wasser und Pflanzen. Das Bürogebäude wirkt wie ein liegendes Schiff im Hafen, die beiden Giebelseiten ragen wie ein Bug aus dem Baukörper heraus.

Material, das Kraft, Stärke und Stabilität verkörpert
Bei der Fassade bestimmen Klinker, kombiniert mit Glas und Stahl, das Bild. Architekt Christian Kirchhoff hat sich ganz bewusst für einen dunklen Stein entschieden. Mit ihnen verbindet er Kraft, Stärke und Stabilität - wie bei einem Schiff. Auf der Giebelseite ragen zwei futuristisch wirkende große Stahl-Masten über vier Stockwerke zum vorgezogenen Dach empor. Bis auf zwei Klinkerlisenen ist der Giebel verglast und sorgt, wie auf der Brücke eines Schiffes, für einen weiten Blick nach vorn.

Die Wahl des Klinkers fiel auf den NEUMARKT blaurot-buntgeflammt von Röben, weil er durch sein Farbspiel und die wechselnden Schattierungen beim unterschiedlichen Stand der Sonne den verschiedenen Farbgebungen des Wassers sehr nahe kommt. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch die Spiegelung der Fassade im Glas.

Licht durchflutet
Der stringente maritime Charakter außen setzt sich im Inneren des Gebäudes fort. Statt eines konventionellen Treppenhauses mit Fluren gibt es drei offene "Decks", die stufenweise erschlossen sind. Schmale Lichtbänder aus blauem Glas sorgen innen für mehr Licht und spiegeln auch hier das Element Wasser wider. Die großen runden Fenster sind Bullaugen nachempfunden. Da der Baukörper mit seinem gläsernen Giebel streng nach Süden ausgerichtet ist, empfängt den Besucher ein Licht durchflutetes Haus. Große Fenster in den Büros machen das Arbeiten ohne Kunstlicht möglich und die breiten Dachflächenfenster verbreiten das Licht, wie ein Atrium in einem modernen Luxusliner, bis ins Erdgeschoss. Den Bodenbelag bildet eine Kombination aus Schiffsbodenparkett und ein wie dunkler Marmor wirkender Starlight-Bodenbelag, mit kleinen, spiegelnden Einschlüssen. Die Geländer der Treppen aus Edelstahl führen - gestaltet wie Schiffsrelings - zu den einzelnen "Decks".

An den Wänden sind Gemälde und Fotos der Bojen-Flotte seit der Gründung der Reederei angebracht; und vor dem Büro von Siegfried Bojen eine Wand mit Glasen-Uhren, die die Zeiten von New York, London, Tokio, Sydney und Neermoor anzeigen. Aber "Moin" sagt man hier zu jeder Tageszeit. 

Architekt: Christian Kirchhoff , Neermoor

Fotos: Fotostudio Zahn, Großkneten
 

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