Raleigh (USA): „Modernismus light“ - Wohnhaus

Foto © Röben
Der von dem Architekten Marvin Malecha in Zusammenarbeit mit Weinstein Friedlein Architects geplante Neubau eines neuen Domizils für den Präsidenten der North Carolina State University integriert auf einer Fläche von rund 800 Quadratmetern neben einer Wohnung vor allem einen großzügigen Gästebereich,

in dem regelmäßig auswärtige Gruppen von bis zu einhundert Personen untergebracht sind: „Insgesamt glich die Bauaufgabe also eher der Planung eines Botschaftsgebäudes“, beschreibt Marvin Malecha die Anforderungen der Universität.

 

Mit rund einer Million Einwohnern ist Raleigh die zweitgrößte Stadt im US-Bundesstaat North Carolina. Rund zwei Kilometer südwestlich vom Zentrum, unmittelbar an einen Wald und den Lake Raleigh angrenzend, wurde Mitte der 1980er-Jahre der Centennial Campus neu angelegt, auf dem mittlerweile rund 3.500 Studenten ihre Vorlesungen besuchen. Zuletzt wurde vor Ort nun dieses Wohn- und Gästehaus errichtet.

 

Prämierte Fassade

Im engen Austausch mit dem vor Ort ansässigen Röben-Tochterunternehmen Triangle-Brick wurde ein spezieller Handform-Verblender entwickelt, der in seiner Plastizität und seiner Sortierung mit helleren und dunkleren Steinen schließlich exakt den Vorstellungen der Architekten entsprach: „Die raue Oberfläche der Steine mit ihren reichen Texturen, Farben, Formen und Schatten reagiert ganz unmittelbar auf das umgebende Sonnenlicht und erhält andererseits auch bei Nässe eine ganz eigene Tiefe und Ausstrahlung“, so Marvin Malecha.

 

Um den individuellen Charakter des Bauwerks hervorzuheben wurden die in der amerikanischen „Engineer Size“ (194 x 92 x 70 mm) hergestellten Handform-Verblender im ruhigen Läuferverband vermauert und anschließend dunkel verfugt. Entstanden ist ein handwerklich hervorragend ausgeführtes Mauerwerk, das eindrucksvoll den hohen Anspruch der Architekten zeigt. Belegt wird die außergewöhnliche Qualität des Projektes auch durch die Auszeichnung mit dem renommierten "Brick in Architecture"-Award 2012 in der Kategorie Einfamilienhäuser sowie durch die Zertifizierung mit dem internationalen Nachhaltigkeitssiegel LEED (Leadership in Energy and Environmental Design).

 

Markante Silhouette

Um die repräsentative Bedeutung des Objekts für die Universität zu unterstreichen, haben sich die Planer von der Architektur alter Herrenhäuser in North Carolina inspirieren lassen und diese dann modern interpretiert. In enger Zusammenarbeit mit der Universität und der Bewohnerfamilie Wolfpack entstand ein großflächiges Ensemble, das sich optisch aus sechs unterschiedlich hohen und unterschiedlich tiefen giebelständigen Klinkervolumen zusammensetzt, die aneinandergereiht einen kleinen Platz umsäumen. Der größte Baukörper, der unter anderem den Haupteingang und eine große Empfangshalle aufnimmt, tritt dabei deutlich aus der übrigen Gruppe vor und fungiert gleichzeitig als direkte Verlängerung einer baumbewachsenen Allee nach Süden. Eine ähnliche Ansicht ergibt sich von Norden aus, wo das Volumen durch einen weit vorkragenden Erker mit Loggia zum Garten und zum See verlängert wird.

 

Ein weiteres prägnantes Detail des Entwurfes sind die drei großen Schornsteine, die eine effektive Entlüftung der insgesamt neun Kamine erlauben und die mit ihrer schlanken Form den skulpturalen Charakter des Ensembles unterstreichen. Ganz unwillkürlich drängt sich dabei die Vorstellung einer „Denkfabrik“ auf, in der die Arbeitsleistungen der Studenten mächtige Industrieschlote erfordern. Im Innenbereich wird der hohe architektonische Anspruch durch dunkle Eichenholzböden sowie durch weiß lackierte Holzdecken eingelöst.

 

 

„Modernismus light“

Zu den wichtigsten architektonischen Vorbildern für den Neubau zählt das „Biltmore Estate“, ein 1895 errichtetes Herrenhaus im Renaissancestil nahe Asheville, das seinerzeit das größte private Anwesen in den USA war. „Ähnlich großen Einfluss hatte die Architektur von Hugh Newell Jacobsen, der die traditionelle Bauweise regionaler Herrenhäuser auf moderne Weise adaptiert und mit minimalistischen Fassaden kontrastiert“, erklärt Marvin Malecha. „Im Ergebnis ist eine Art 'Modernismus light' entstanden, der Alt und Neu miteinander verbindet.“

 

Die eigentliche Motivation zur Verwendung der Klinker war allerdings die Backsteinarchitektur des bestehenden Campus und insbesondere des altehrwürdigen Zentralgebäudes „Holladay Hall“ am Hauptstandort der Universität. „Um hier einen deutlichen architektonische Bezug zu schaffen, hatten wir schon frühzeitig entschieden, die Fassaden der neuen Präsidentenwohnung ebenfalls mit rötlichem Backstein auszubilden“, erklärt Marvin Malecha.

 

Planung: Marvin Malecha, FAIA (Raleigh), in Zusammenarbeit mti Weinstein Friedlein Architects (Carrboro)

Fotos: Dustin Peck Photography, USA

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