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Leeraner Hafenflair:<br>weißer Klinker statt Putz

Photo © Röben

Um einen sensiblen Übergang zur Altstadt zu schaffen, stand das Material Klinker für die Stadtvillen von vorn herein fest. Und auch das zunächst mit Putz geplante Staffelgeschoss wurde kurzerhand mit perlweißen Klinkern ausgeführt.

 

In zahlreichen europäischen Städten wurden in den vergangenen Jahren ehemalige Hafengebiete zu modernen Wohn- und Dienstleistungsvierteln umgewandelt. Mit großem Erfolg. Denn in den neu geschaffenen Quartieren verbinden sich die attraktive Lage am Wasser und die faszinierende ehemalige Hafenatmosphäre mit der inzwischen immer stärker nachgefragten innenstadtnahen Lage. In direkter Nähe zur historischen Innenstadt mit ihren engen Gassen und pittoresken Häuserzeilen werden auch im ostfriesischen Leer zahlreiche ehemalige Industrie-, Verkehrs- und Brachflächen rund um den ehemaligen Handelshafen umgenutzt und an die Altstadt angebunden.

Stadtvillen in moderner Ziegelarchitektur
Schwerpunkt der umfangreichen städtebaulichen Planung ist die Neubebauung der südlich vom Hafenbecken gelegenen "Nesse-Halbinsel, die inzwischen durch eine moderne Fußgängerbrücke mit der Altstadt verbunden wird. Direkt am Ufer wurde hier das Projekt "Wohnen am Alten Handelshafen" mit insgesamt sieben Stadtvillen in moderner Ziegelarchitektur realisiert. Die durch den vor Ort ansässigen Architekten Gerhard Eden geplanten Häuser bieten auf jeweils vier Geschossen insgesamt 38 innenstadtnahe Eigentumswohnungen mit variablen Wohnflächen zwischen 85 und 160 Quadratmetern - einige doppelgeschossige Appartements bieten sogar eine Grundfläche von bis zu 270 Quadratmetern.

Sämtliche Wohnungen haben entweder einen Balkon oder eine Terrasse zur Wasserseite mit Aussicht auf die Altstadt und über das Hafenbecken hinweg auf die gegenüberliegende Promenade mit den dort liegenden Freizeitbooten. Die Häuser wurden als kraftvolle Klinkerbauten mit drei Vollgeschossen sowie einem Staffelgeschoss mit Penthouse-Wohnungen und großzügigen Dachterrassen errichtet.

Kreation eines neuen Handstrich-Verblenders
Ein zentraler Aspekt der Planung war die Integration der Stadtvillen in das vorhandene städtebauliche Umfeld: "Hier in Leer sind über die Jahrhunderte hinweg fast ausschließlich Ziegelhäuser errichtet worden", so Architekt Gerhard Eden. "Das gilt insbesondere für den Bereich der historischen Altstadt, der ganz stark durch seine charakteristische Backsteinarchitektur geprägt wird. Um hier einen sensiblen Übergang zu schaffen, stand das Material Klinker für unsere Stadtvillen also von vorn herein fest."

In enger Zusammenarbeit mit den Röben Keramikern wurde schließlich eigens für dieses Projekt die WIESMOOR-Variante NESSE kreiert. "Der Stein entsprach genau unseren Vorstellungen", so Gerhard Eden. "Denn mit seiner relativ glatten, aber dennoch rustikalen Backsteinoptik fügt er sich hervorragend in das historische Stadtbild ein. Gleichzeitig wirkt er durch das kräftige, blau-silberne Flammenspiel aber auch sehr modern und lebendig."

 

Weiße Klinker statt Putz

Für die Fassaden der Staffelgeschosse wurden im Kontrast perlweiße Keramik-Klinker OSLO eingesetzt, die geradezu einen fließenden Übergang zum Himmel schaffen. Die zunächst erwogene Verwendung von Putz wurde wegen der gewünschten Wertigkeit verworfen. So werden wohl auch die zu erwartenden Kosten für Neuanstriche ausbleiben.

Formziegel und Handwerkskunst
Um den Bezug zur Stadt Leer zusätzlich zu betonen und die im Wilden Verband gemauerten und anschließend hellgrau verfugten Fassaden optisch zu gliedern, griff Gerhard Eden an verschiedenen Stellen auf die regional verwurzelte, handwerkliche Mauerwerkstechnik mit vorstehenden Zierleisten zurück. Sie wurden zum Teil mit speziell angefertigten Formziegeln ausgebildet. Aber auch das einfache Zurücksetzen einzelner Ziegelreihen im Erdgeschoss ruft ein feines Linienraster hervor.

Auf der anderen Seite wurden in Zusammenarbeit mit dem Röben-Planungs-Service zahlreiche Fertigteile wie Gesimse oder Stürze integriert. Ein überzeugender Spagat zwischen alten und neuen Techniken, der letztlich auch die Philosophie des ganzen Projektes beschreibt: Historisch und regional verwurzelt, aber gleichzeitig zeitlos modern mit Blick in die Zukunft.

Planung: Architektenbüro Eden, Leer

Fotos: Fotostudio Zahn, Großkneten

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