Klinker
Klinkerriemchen
MOORBRAND
erdbraun-bunt

Gute Nachbarschaft - Wohnungsbau in Amsterdam

Photo © Röben/Luuk Kramer

Im Amsterdamer Süden hat das vor Ort ansässige Büro WE Architecten ein ungewöhnliches Lofthaus realisiert. Die markant gestaltete Klinkerfront sorgt dabei für einen gelungenen Bezug zum Backsteinexpressionismus der „Amsterdamer Schule“. Fassade: MOORBRAND erdbraun-bunt.

Auf dem ehemaligen Gelände einer Kläranlage im Süden von Amsterdam wird seit einigen Jahren das „Amstelkwartier“ neu entwickelt. Bis zum Jahr 2024 sollen hier rund 3.000 neue Wohnungen sowie zusätzliche Büroflächen fertiggestellt sein. Eine architektonische Besonderheit innerhalb des Viertels bietet die im Stil moderner Grachtenhäuser gestaltete Blockrandbebauung „Amstelbest“ im äußersten Norden des Areals. Ausgehend von der Lage zwischen dem nordwestlich angrenzenden Fluss Amstel und der östlich verlaufenden Eisenbahnlinie ist ein vielschichtiges Ensemble mit unterschiedlich hohen und bewusst unterschiedlich gestalteten Einzelprojekten entstanden, das sich wohltuend von vergleichbaren Großprojekten abhebt.

 

Die gesamte Blockrandbebauung wurde durch den Investor Van Bekkum realisiert, darunter ist auch das nach Plänen von WE Architecten durch die Baugruppe Amstelbest umgesetzte Lofthaus in der Amstelbeststraat 8. Der dunkelbraun verklinkerte, in Richtung Osten an eine kleine Gasse und an einen 23-geschossigen Wohnturm angrenzende Bau integriert auf sieben Ebenen insgesamt zehn teilweise doppelgeschossige Wohnungen mit unterschiedlich großen Wohnflächen. Ein charakteristisches Element des Entwurfs ist dabei die dunkle Klinkerfassade mit ihren nach oben spitz zulaufenden, mit dunklen Aluminiumprofilen untergliederten und teilweise vertikal über zwei Geschosse reichenden Fensteröffnungen, die auf den ersten Blick den Loftcharakter der Wohnungen betonen.

 

„Bei der Planung standen wir vor der Herausforderung, den Blick zur Straßenseite nach Norden über die Amstel und den kleinen Yachthafen möglichst gut zu nutzen und das Haus auf seiner Hofseite gleichzeitig in Richtung Sonne auszurichten“, berichtet Projektarchitekt Wouter van Alebeek. „Um einen charakteristischen Ausdruck zu erreichen, der an historische Vorbilder anschließt, hatten wir die Idee, die Straßenfront durch große, optisch teilweise über zwei Ebenen reichende Fenster zu öffnen.“ Parallel dazu haben die Planer einen variantenreichen Grundriss mit zwei unterschiedlichen Wohnungstypen entwickelt: „Die nach Westen gelegenen Wohnungen haben wir als doppelt hohe Loft-Einheiten mit zusätzlichen Lichtschächten konzipiert, um so trotz der großen Gebäudetiefe einen offenen und luftigen Raumeindruck zu erhalten. Die eingeschossigen Panorama-Wohnungen in Richtung der östlich verlaufenden Gasse zum Hochhausturm erhalten demgegenüber von drei Seiten her Tageslicht.“ Zusätzlichen Kontakt nach außen schaffen die innenseitig zum Hof realisierten Balkone. Auf der oberen Ebene steht den Bewohnern außerdem ein gemeinschaftlich nutzbarer Gründachgarten zur Verfügung.

 

„Klamp metselwerk“

 

Besondere Aufmerksamkeit legten die Planer auf die Gestaltung der Klinkerfassade. Auf Basis der vorherigen Bemusterung kam der Röben Handstrichziegel MOORBRAND erdbraun im Normalformat zum Einsatz. Die tiefbraune Farbigkeit verweist nicht nur auf die Fassadengestaltung der traditionellem Amsterdamer Grachtenhäuser, sondern sie knüpft gleichzeitig auch an den Expressionismus der „Amsterdamer Schule“ an, die vor rund einhundert Jahren prägenden Einfluss auf die Architektur der Stadt hatte. Hinzu kommt, dass im Gesamtbild ein schöner Kontrast zur Fassade des direkt nebenan gelegenen Hochhauses entstanden ist, die überwiegend mit grün-bläulichen Klinkern gestaltet wurde.

 

Hervorgehoben wird der Bezug zur Amsterdamer Schule durch die auf ihren Sichtseiten „stehend" vermauerten Ziegel. So werden zugleich rund 30 Prozent an Material eingespart. In Deutschland ist diese Technik nicht zugelassen, in den Niederlanden ist die Ausbildung als sogenanntes „Klamp metselwerk“ hingegen erlaubt, weil der dort gültige nationale Anhang an den EC6 eine Mindestwanddicke von 65 Millimeter erlaubt (in Deutschland sind 90 Millimeter vorgeschrieben): Die gleiche Technik haben wir vorher auch schon bei zwei anderen Projekten umgesetzt“, erklärt Wouter van Alebeek. „Anders als dort haben wir die Steine hier aber im unregelmäßigen Wechsel mit nach außen gedrehten Mörteltaschen oder glatten Unterseiten vermauert. So ist eine sehr abwechslungsreiche, plastische Textur entstanden, ohne dass wir dabei Steine zuschneiden mussten.“

 

Zusätzlich bereichert wird das Fassadenbild durch die Integration von von halbtransparenten Lochblend-Fassadenabschnitten im Bereich der Balkone, die abhängig vom Lichteinfall ein wechselndes Spiel von Licht und Schatten erzeugen. Eine Besonderheit sind außerdem die leicht vorstehenden Klinker im Bereich der Fluchttreppe zwischen den Balkonen, die künftig als Basis für die geplante Fassadenbegrünung dienen sollen.

 

Planung: WE Architecten

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