Klinker
Klinkerriemchen
OSLO
perlweiß, glatt

Perforiert – Wohnung in Etterbeek (BE)

Foto © Blanco Architecten/Valerie Fryns

Ein transparenter Schleier aus Klinkern! Mitten in Brüssel hat das Büro blanco architecten mit dem Röben Keramik-Klinker OSLO ein strahlend-weißes Reihenhaus mit einer perforierten Fassade geschaffen.

Die belgische Hauptstadt Brüssel setzt sich zusammen aus 19 Gemeinden, die zusammen rund 1,2 Millionen Einwohner zählen. Südöstlich vom Zentrum der Metropole, in direkter Nachbarschaft zum Europäischen Viertel, liegt auch Etterbeek, das sich im vergangenen Jahrhundert von einer ländlichen Gemeinde zu einer dicht bebauten Vorstadt entwickelt hat. Wer hier die Louis Hapstraat durchstreift, dessen Blick trifft in unmittelbarer Nähe zum Jean-Félix Hap Park auf ein viergeschossiges Reihenhaus mit strahlend-weißer Klinkerfassade in kunstvoll ausgearbeiteter Plastizität.

 

Der ungewöhnlich detaillierte, lediglich 6,5 Meter breite, dafür aber elf Meter tiefe Neubau bietet auf drei Ebenen und einem zusätzlichen Staffelgeschoss eine Wohnfläche von insgesamt 273 Quadratmetern. Die vielfältigen Details und die kraftvolle Rhythmisierung der Fassade werden dabei erst beim Näherkommen deutlich. Denn das Mauerwerk enthält nicht nur leicht zurückversetzte Steine in kreuzförmiger Anordnung, sondern weist ebenso auch kleine, kreuzförmige Öffnungen auf.

 

Es ist so eine bewegt-ornamentale Rasterfassade entstanden, die sich wie ein perforierter Schleier über die Architektur legt und die sich dennoch sensibel in die teilweise aus dem 19. Jahrhundert stammende Nachbarbebauung einfügt: „Ganz bewusst haben wir dabei die Wünsche des aus Dänemark und Marokko stammenden Eigentümerpaares berücksichtigt“, berichtet die dänische Projektarchitektin Pernille Terndrup. „Denn der offene Mauerwerksverband ermöglicht trotz der großen Tiefe des Hauses einen großzügigen ‘nordischen Lichteinfall' und bietet gleichzeitig ausreichend Privatsphäre in dem urbanen Kontext. Ebenso haben wir mit der Gestaltung aber auch marokkanische und maurische Einflüsse aufgegriffen. Das Ergebnis ist also ein Konglomerat aus unterschiedlichsten kulturellen Einflüssen!“

 

„Känguruh-Wohnung“ im ersten Obergeschoss

 

Zusätzlich belebt wird die Fassade durch eine bewusst kontrastreiche Anordnung der unterschiedlichen Fensterflächen bzw. Loggien, so dass jede Ebene ihren eigenen Charakter erhalten hat: Das als Betonsockel ausgebildete Erdgeschoss haben die Planer dabei als rückseitig über eine Rampe befahrbaren Garagenplatz mit daneben liegendem Eingangsbereich mit Treppe und Fahrstuhl ausgebildet: „Und zusätzlich ist auch noch ausreichend Platz vorhanden, um den Anwohnern die Durchfahrt zu dem im Innenhof angrenzenden Parkplatz zu ermöglichen“, beschreibt Pernille Terndrup die ungewöhnliche Lösung für die Auflage der Stadt zur Bebauung des Grundstücks.

 

Die oberhalb der Garage gelegene Ebene integriert eine zum Haus gehörende Gästewohnung mit deutlich auskragendem Panoramafenster und einer Wohnfläche von 52 Quadratmetern: „Im Ergebnis ist eine Art 'Känguruh-Wohnung' entstanden, die sich leicht vorgewölbt unter den darüber liegenden Wohnebenen eingenistet hat“, erklärt Pernille Terndrup augenzwinkernd. In den beiden oberen Ebenen schließt sich die Kernwohnung der Eigentümer an – bestehend aus einem Schlafzimmer mit Ankleide und Badezimmer im zweiten OG und einer Ess-Wohnküche im dritten Obergeschoss. Eine Besonderheit ist außerdem die im zweiten OG integrierte Loggia. Im Staffelgeschoss steht den Bewohnern außerdem eine geschützte Außenterrasse auf der nach Süden orientierten Vorderseite des Hauses zur Verfügung.

 

Perforierter Verband

 

Besonderes Augenmerk legte die Planung auf die Gestaltung des zweischaligen Mauerwerks mit seiner 14 cm starken Innenwand aus Thermoziegeln und der 16 cm starken Dämmung. Die Wahl von weißen Klinkern für die Fassade stand für die Architektin von Beginn an fest, um so eine helle Anmutung des Hauses zu erzielen und gleichzeitig den Charakter der Nachbarbebauung aufzugreifen. Ausgehend vom Wunsch der Eigentümer nach einem hochwertigen Stein mit geringen Unterhaltungskosten fiel die Wahl schließlich auf den Röben Keramik-Klinker OSLO perlweiß, glatt: „Den Stein habe ich auch bereits bei einem anderen Projekt eingesetzt“, begründet Pernille Terndrup die Wahl. „Er ist besonders hart gebrannt und damit langfristig resistent gegen Verschmutzung.“

 

Um die plastischen Erhebungen der Fassade umsetzen zu können, war ursprünglich geplant, neben Vollsteinen im Normalformat auch etwas schlankere NF-Klinker im 90 mm-Format zu verwenden. „Letztlich haben wir aus Gründen des Brandschutzes aber ausschließlich Standard-NF-Vollsteine verwendet und diese dann an den entsprechenden Stellen um drei Zentimeter vorgeschoben, um die gewünschte Plastizität zu erhalten“, berichtet Pernille Terndrup. Eine Besonderheit ist außerdem die projektspezifische Umsetzung des gewählten Flämischen Verbandes mit seinen wechselnd verlegten Läufern und Bindern als Lochfassade oder Klaustra. „Um den gewünschten Lichteinfall zu erhalten, haben wir dazu in den vorgesehenen Bereichen jeden zweiten Stein einfach ausgelassen, so dass das Tageslicht durch die dahinterliegenden Fenster einfallen kann“, so die Architektin. Für eine ausreichende Statik gegen Windlasten kamen jeweils L-förmige Winkelprofile in jeder dritten Reihe zum Einsatz.

 

Das Ergebnis ist eine ebenso gelungene wie überraschende Lösung, die perfekt zum Grundstück und zu seinen Bewohnern passt. Mit den hellen Sichtbetonflächen im Erdgeschoss, den schwarzen bzw. weißen Fensterprofilen aus Aluminium sowie der begrünten Fassade im Staffelgeschoss ist eine betont urbane Lösung entstanden, die sich trotz ihrer konsequenten Modernität ganz selbstverständlich in die vorhandene Bebauung einfügt.

 

Planung: Blanco Architects, Hoeilaart (BE)

 

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