Kurs NORDWEST - Studierendenwohnheim Paderborn
Foto © Röben/Cornelia SuhanMit dem Projekt „Shipshape101“ in Paderborn realisiert das vor Ort ansässige Büro RSK Architekten einen hochwertig detaillierten Neubau mit 90 modernen Studierendenapartements. Die abgerundete Formgebung erinnert auf den ersten Blick an den Bug eines Schiffes. Klinker: LYON blaugrau
Knapp fünfzig Jahre nach ihrer Gründung im Sommer 1972 zählt die Universität Paderborn mittlerweile mehr als 20.000 Studierende. Tendenz weiter steigend! Entsprechend angespannt ist die Wohnungslage vor Ort. Wohlwollende Rückendeckung seitens der Stadt gab es deshalb, als der Spar- und Bauverein als örtliche Wohnungsbaugenossenschaft 2016 die Möglichkeit erhalten hatte, auf einem ehemals durch die Wasserwerke genutzten Grundstück in unmittelbarer Nähe zum Universitätscampus einen Neubau mit 90 modernen Studierendenapartments zu errichten.
Mit der Planung des Projektes war kurz darauf die Paderborner RSK Architekten Rehermann Scherhans PartGmbB beauftragt worden. Ausgehend von der dreiecksförmigen Grundstücksfläche zwischen der Warburger Straße 101 und dem rückwärtig angrenzenden Ripinger Weg entwickelte das Büro ein passgenau geschnittenes Ensemble aus zwei elegant abgerundeten und jeweils hell verklinkerten Baukörpern, die über gläserne Brücken in den drei oberen Ebenen direkt miteinander verbunden sind. Das kleinere Haus in Richtung Südosten umfasst vier Geschosse, das größere bietet zusätzlich ein Staffelgeschoss, das neben Gemeinschaftsräumen auch eine Dachterrasse mit bester Aussicht bis zum Dom, über die Innenstadt und über das gesamte Umland zur Verfügung stellt. Die abgerundete Gebäudekante nach Norden, die schnell an den Bug eines Schiffes denken lässt, sorgt dabei innen wie außen für ungewöhnliche Perspektiven. Komplettiert wird das Raumprogramm des Projektes „Shipshape101“ durch eine Tiefgarage mit 27 Pkw- und 90 Fahrradstellplätzen.
Großen Wert legten die Planer auf eine hochwertige Materialisierung der Außenhülle: „Das Gebäude sollte einerseits einen hellen und freundlichen Akzent entlang der vielbefahrenen Ausfallstraße schaffen, dabei aber möglichst geringe Unterhaltungskosten verursachen“, berichtet Projektarchitekt Carsten Scherhans. „Die Wahl von hellen Keramik-Klinkern stand deshalb von vorn herein fest. Ganz bewusst wollten wir andererseits den Charakter des regionaltypischen Kalksteins aufgreifen, der bedeutende Gebäude der Stadt wie Dom, Kaiserpfalz und Stadtmauer prägt und der sich außerdem auch in der Baugrube wiederfand.“
Im Röben BRICK-DESIGN® und in enger Zusammenarbeit mit dem Bauherrn wurde schließlich die Objektsortierung LYON entwickelt, die neben hellen blaugrauen auch weiße und cremefarbene Farbtöne im Stein umfasst: „Röben hat viele Versuche gefahren und immer wieder justiert. Die jetzt gemeinsam erarbeitete und mit speziellen Tonen im Röben-Werk Bannberscheid umgesetzte Klinkeredition greift ganz bewusst die besondere Bruchsteinstruktur der Böden in der Region um Paderborn auf“, erklärt Carsten Scherhans. Hervorgehoben wird der lebendige keramische Charakter der im Normalformat gelieferten Klinker durch eine Verarbeitung im Wilden Verband mit hellen Fugen: „So ist es uns gelungen, den Neubau trotz seiner modernen Formgebung fest in seiner Umgebung zu verwurzeln.“
Die Fensteröffnungen wurden mit diversen, vom Röben PlanungsService entwickelten aufgelegten Verblendstürzen sowie 15 gebogenen Verblendstürzen von jeweils 2,50 Metern Länge für die gerundeten Fassadenbereiche überdeckt. Die auch im Fertigsturz in einer Klinkerschicht zurückliegenden Riemchen schließen unsichtbar am umgebenden Mauerwerk an und bilden die umlaufenden, horizontal gliedernden Reliefbänder.
Neben seinen ästhetischen Qualitäten überzeugte der gewählte LYON-Klinker auch durch seine hohe Widerstandsfähigkeit. Denn die verwendeten, besonders reinen und dichten Westerwald-Tone können bei extrem hohen Temperaturen von 1.200°C gebrannt werden. Die Wasseraufnahme liegt dadurch bei deutlich unter zwei Prozent: „Das bedeutet, dass Schmutzpartikel, die sich oberflächlich auf dem glatten Klinker absetzen, vom nächsten Regen einfach wieder abgewaschen werden“, erklärt Carsten Scherhans. Trotz des vielbefahrenen Standortes mit seinen hohen Emissionswerten wird der helle und freundliche Charakter des Gebäudes damit auch noch in Jahrzehnten erhalten sein.
Planung: RSK Architekten, Paderborn
Fotos: Cornelia Suhan, Dortmund